Beim Wandern im Wald habe ich sie entdeckt: eine wunderschöne, riesengroße Fichte – entwurzelt! Sie scheint erst kürzlich umgefallen zu sein. Alle Nadeln sind noch grün – auch die feinsten Wurzelverästelungen sind trotz der Wärme dieses Sommertages noch feucht. Was hat sie umgehauen? In den letzten Tagen gab es mal ein paar Niederschläge und etwas kräftigeren Wind – aber nichts, was so einen großen Baum eigentlich umwerfen sollte…
Ich erinnere mich an den Biounterricht vor vielen Jahren in der Schule – an die Flach- und Tiefwurzler. Flachwurzler bilden ihre Wurzeln ringförmig aus und speisen sich vom in den Boden sickernden Oberflächenwasser, wohingegen Tiefwurzler eine Hauptwurzel haben, die in Richtung Grundwasser wächst und sich dort ernährt.
Das ist ein sehr schönes Bild für das menschliche Leben – finde ich. Ich als Mensch habe die Wahl, ob ich ein Flach- oder Tiefwurzler sein möchte. Für mich sind die Anzeichen eines flachwurzeligen Lebens:
🟡 Ich stelle wenig Fragen an die Welt und das Leben
🟡 Ich gebe mich mit schnellen Antworten zufrieden
🟡 Ich vermeide es, zur Stille zu kommen und in der Tiefe über das Leben und mich selbst nachzudenken
🟡 Ich bin nicht bereit, mein Denken und meine Verhaltensweisen in Frage zu stellen oder von anderen in Frage stellen zu lassen
🟡 Ich lasse mich gerne ablenken und entertainen – Musik, Fernseher, Gaming und Social Media in Dauerschleife
Die Anzeichen eines tiefwurzeligen Lebens im Gegenzug sind:
🟡 Ich suche die Stille, um innerlich zur Ruhe zu kommen
🟡 Aus der inneren Ruhe heraus habe ich die Möglichkeit, mich selbst, mein Leben, meine Umwelt und meine Beziehungen bewusst wahrzunehmen und zu überdenken
🟡 Ich versuche, das Vordergründige zu hinterfragen – treibe meine Wurzeln in die Tiefe
🟡 Ich stelle meine Einstellungen, Ansichten und Handlungsweisen in Frage
🟡 Ich bin bereit, mich der Realität über mich und meine Umwelt zu stellen – auch wenn das unangenehm ist.
🟡 Ich bin bereit für Veränderung
Mit mir selbst – und damit auch mit den dunklen und schweren Stellen in meinem Leben konfrontiert zu sein – kann ganz schön schmerzhaft sein.
Und ganz ehrlich: Ich glaube ich könnte das nicht aushalten, wenn ich nicht ganz genau wüsste: ich bin von Gott unendlich und bedingungslos geliebt – obwohl er mich durch und durch kennt.
Woher ich das weiß? Weil er es in seinem Wort, der Bibel, zum Beispiel in diesen Versen, die du auf dem Bild siehst, sagt – und weil ich es in meinem Alltag im Gespräch mit ihm erlebe.
Es gibt übrigens auch ein ganz tolles Lied zu diesem Thema:
Mit dieser Liebe im Rücken fühle ich mich frei und gehalten zugleich. Sie hilft mir
- mich für Neues zu öffnen
- mich meinen Schatten zu stellen und mich von Gott verändern zu lassen
- meine Standpunkte zu überdenken ohne dabei den Halt zu verlieren
- in die Tiefe zu wachsen und dabei die Leichtigkeit zu behalten
- diese ver-rückte Welt klar zu sehen – und trotzdem noch zu tanzen
Ich möchte wie der Baum sein, von dem es im Psalm 1 heißt: Glücklich zu preisen ist, wer nicht dem Rat gottloser Menschen folgt, wer nicht denselben Weg geht wie jene, die Gott ablehnen, wer keinen Umgang mit den Spöttern pflegt. Glücklich zu preisen ist, wer Verlangen hat nach dem Gesetz des HERRN und darüber nachdenkt Tag und Nacht. Er gleicht einem Baum, der zwischen Wasserläufen gepflanzt wurde: zur Erntezeit trägt er Früchte, und seine Blätter verwelken nicht. Was ein solcher Mensch unternimmt, das gelingt.
Ich glaube, das ist das perfekte Bild für einen tiefwurzelnden Baum – und das möchte ich sein!
Ich bin gespannt, ob du mit diesem Thema etwas anfangen kannst und was du dazu denkst. Lass uns gerne ins Gespräch kommen – schreib mir in die Kommentare! 😉
Alles Liebe,
Anne