Wie ein Uhrwerk…
Ich weiß, dass bei uns am ersten Advent immer frische, selbstgebackene Plätzchen auf dem Tisch stehen 😋! Nein, nicht weil ich schon alle Plätzchen gebacken habe – sondern weil unsere Nachbarin dafür sorgt!
Wir wohnen wirklich in einer ganz tollen Nachbarschaft 🏘, in der wir uns gegenseitig immer mal zwischendurch eine Freude machen, gemeinsam den Schulferienbeginn mit einem Grillabend begehen und du immer weißt, dass du bei den Nachbarn anfragen kannst, wenn dir mal wieder ein Ei oder ein Päckchen Butter zum Backen fehlt. Sehr unkompliziert und einfach wundervoll.
Und eine dieser Nachbarinnen ist wirklich die Zuverlässigkeit in Person: Vor dem 1. Advent hat sie immer alle ihre Plätzchen gebacken! Und spätestens am 1. Advent steht sie morgens vor der Tür mit einer Geschenktüte, in der immer eine nette Kleinigkeit für die Adventszeit ist – und eine Tüte unfassbar leckerer, selbstgebackener Plätzchen.
Wir freuen uns jedes Mal total darauf – und ich weiß, ich kann mich absolut darauf verlassen. Das ist seit 15 Jahren so!
Und ich?
Als wir im Anfang hier in dieser Nachbarschaft wohnten, war ich innerlich noch nicht da, wo ich heute bin. Ich war schwanger mit unserem ersten Sohn und zu dem Zeitpunkt noch sehr perfektionistisch unterwegs. Ich hatte so meine Vorstellungen, wie unser Zuhause sein sollte.
Es war mir total wichtig
- immer frisch und gesund zu kochen
- selbst gebackene Plätzchen im Schrank zu haben
- die Wohnung einmal in der Woche von oben bis unten zu putzen – und dabei alles hochzustellen, vorzurücken, etc.
- den Backofen und Kühlschrank jede Woche komplett zu reinigen
- selbst gebastelte Karten an alle Freunde rechtzeitig zum Geburtstag zu schicken
- eine schöne, jahreszeitlich passende Deko auf dem Tisch zu haben
- viele Gäste einzuladen
- und etliches mehr…
Wenn ich das jetzt so schreibe, merke ich, wie ich Herzrasen bekomme, weil ich den ungeheuren Druck spüre, den ich mir damals immer gemacht habe. Verrückt! Denn es war ja nicht so, dass ich den ganzen Tag dazu Zeit hatte. Ich habe ja noch Vollzeit gearbeitet, war hochschwanger und hatte nach unserem Umzug noch etliche Kisten auszupacken!
Mit Kind – bzw. 1 1/2 Jahren später zwei Kindern – ging das genau noch 5 Jahre gut. Ne, stimmt nicht! Es ging nicht gut! Ich funktionierte – aber mir ging es überhaupt nicht gut! Ich war am Limit – bis 2012 im Frühjahr der totale Zusammenbruch kam. Der musste einfach kommen. Ich habe ihn gebraucht, um mich neu zu definieren. Dazu an anderer Stelle mal mehr…
Ich darf anders sein…
Weißt du, was sich seitdem verändert hat?
- Wenn unsere Nachbarin am ersten Advent vor der Türe steht, denke ich nicht mehr: Sch…., und ich habe noch nicht einmal angefangen. Stattdessen freue ich mich, dass ich mich nicht stressen muss, um am 1. Advent leckere, selbstgemachte Kekse essen zu können!
- Ich kann mittlerweile um Hilfe bitten. Und ich habe erlebt, dass sogar unsere – mittlerweile sehr pubertären – Jungens sich dann mal den Staubsauger schnappen und freiwillig die Wohnung saugen.
- Das Waschbecken blinkt und glänzt gerade nicht – aber ich muss gerade das Offene Haus im Advent vorbereiten? Ich mache im Kalender ein Date mit meinem Bad und sage z.B.: „Wir treffen uns übermorgen – und dann nehme ich mir richtig Zeit für dich!“
- Eine Freundin kommt vorbei – und es ist nicht aufgeräumt? „Hey, komm rein, schön, dass du da bist!“ Das hätte ich früher nie gesagt, vor lauter Scham, dass es nicht so ordentlich ist, wie ich es eigentlich haben möchte.
Ich könnte da noch einige Dinge schreiben, die sich total verändert haben. Und ja, das war ein langer Prozess, bei dem ich ganz tolle Begleitung hatte. Angefangen hat es aber mit ganz kleinen Schritten!
…- und du auch!
Ich möchte dir Mut machen – gerade in dieser Adventszeit – erste kleine Schritte zu gehen!
- Höre auf, dich mit anderen zu vergleichen! Du bist du – und du bist genug!
- Deine Wohnung muss nicht aussehen wie bei Schöner Wohnen!
- Gönne dir mal eine Auszeit – treffe dich mit ein paar Freundinnen für 1 – 2 Stunden auf einen Kaffee oder geht zusammen auf den Weihnachtsmarkt. Oder, wenn du nicht von zuhause weggehen kannst: Nimm ein schönes Bad bei Kerzenschein. Genieße es, etwas Schönes zu machen – und gehe dann mit neuer Power zurück in deinen Alltag!
- Und vor allem wünsche ich dir, dass du entdeckst, wie wundervoll du gemacht bist. Ja, ich bin mir ganz sicher, dass du und ich – das wir kein Produkt des Zufalls sind! Ich glaube an den Gott der Bibel, der dich und mich unfassbar liebt. Diese Liebe ist nicht abhängig von Leistung, Aussehen oder sonstigen Vorleistungen. Sie ist einfach für dich und mich da, wenn wir sie annehmen.
So gut…
Ich wünsche dir in dieser Adventszeit, dass du mal aussteigen kannst aus dem Hamsterrad – und dir ganz bewusst Zeit nimmst für Schönes statt für Nützliches. Klar, die Arbeit zuhause muss gemacht werden – und ich finde es ganz toll, wenn Aufgaben mit Liebe und gut erledigt werden. Aber
- wer sagt, dass die Fenster zu Weihnachten frisch geputzt sein müssen – zumal sie nach dem nächsten Regen ohnehin wieder fast genauso übel aussehen?
- warum müssen es genau 5 oder 10 Sorten Kekse zu Weihnachten sein?
- weshalb muss es ein aufwändiges Menü zu Weihnachten sein? Ach, da fällt mir gleich eine Geschichte für den nächsten Blogartikel ein! 😂
Vor 2-3 Jahren habe ich einer Freundin gegenüber mal so gedankenlos gesagt: Besser entspannt, als perfekt! Erst später ist mir aufgegangen, wie wichtig und wahr dieser Satz ist. Niemandem ist gedient, wenn ich vor lauter Perfektionismus komplett durchdrehe – auch meiner Familie nicht!
Ich schicke dir eine feste Mutmach-Umarmung und ganz liebe Grüße, deine
Anne
P.S.: Wenn du am kommenden Freitag oder Samstag Lust auf eine kleine Auszeit hast, bist du von 💛en bei meinem Offenen Haus im Advent willkommen! Klick einfach auf den Link, wenn du mehr erfahren möchtest!